Rathaus Gröbenzell

Realisierungswettbewerb 4. Preis 07/2016
Auslober: Gemeinde Gröbenzell
BGF: 7.281 qm

Platzfolge und Dachlandschaft
Die Baumasse wird gegliedert, um das geforderte Volumen verträglich in die eher kleinteilige städtebauliche Struktur einzufügen. Der Baukörper verweist dabei inhaltlich auf den Vorgängerbau, indem er sich in drei Gebäudeteile gliedert. In seiner Mitte formuliert er einen kleinen Vorplatz („Rathausplatz“) aus, dieser wird Teil einer übergeordneten Platzfolge von der Katholischen Kirche kommend über den Mark- bis hin zum Rathausplatz und definiert mit einer einladenden, sich öffnenden Geste eine eindeutige Adresse.
Zwei aufgesetzte Satteldächer helfen, das Volumen städtebaulich verträglich unterzubringen und betten das Gebäude zudem auch in die Dachlandschaft der Ortsmitte ein. Dabei zeigt ein Giebel zum Markplatz hin, hier befindet sich auch an repräsentativer Stelle im zweiten Obergeschoss der Sitzungssaal. Das zweite Dach steht parallel zur Rathausstraße und leitet so stadträumlich zur Evangelischen Kirche im Westen hin über.
Die Nordseite des Gebäudes wird durch Abknicken und Abstaffeln des Baukörpers weiter gegliedert und stellt so eine verträgliche Nachbarschaft zur angrenzenden Wohnbebauung her. Stellplätze und Tiefgaragenzufahrt orientieren sich zur Poststraße.

Mitte und Flexibilität
Zentrales räumliches Element im Inneren ist das Atrium, welches sich in seiner Höhe über drei Geschosse erstreckt und über das Flachdach mit Tageslicht versorgt wird. Das Atrium ist die räumliche und inhaltliche Mitte des neuen Rathauses. Es erleichtert die Orientierung im Gebäude und dient Besuchern und Mitarbeitern als Ort der Begegnung und Kommunikation.
Im Foyer sowie den umlaufenden Galerien sind verschiedenste Veranstaltungen wie Empfänge, Ausstellungen etc. möglich und erhalten einen angemessenen Rahmen. Direkt dem Atrium zugeordnet sind die öffentlichen Nutzungen wie Bürgercenter und Mehrzwecksaal im EG, Trauungszimmer im 1. OG, Sitzungssaal und Besprechungsräume im 2. OG. Die Treppe im Atrium ist so organisiert, dass ein abgetrennter Zugang zum Sitzungsbereich am Abend über das Foyer möglich ist.
Der Sitzungssaal selbst liegt an der schönsten Stelle im ganzen Gebäude mit attraktivem Ausblick. Der Raum öffnet sich nach oben bis unter den First.
Die Verwaltungsbereiche sind übersichtlich und flexibel organisiert. Aufgrund des durchgängigen Rasters sind spätere Anpassungen unproblematisch. Die Tiefe des Baukörpers wird genutzt, um die erforderlichen Nebenräume unterzubringen. Insgesamt sind die Büros und angrenzenden Flure geprägt von einer hellen, freundlichen Atmosphäre. Die Flure enden am Licht und werden zusätzlich über Glas-Trennwände oder Oberlichtbänder mit Tageslicht versorgt. Beim Besucher stellt sich ein Eindruck von Offenheit und Transparenz ein.
Im Dachgeschoss erleichtern Einschnitte in die Kubatur die Nutzung des Dachraums ohne aufgesetzte Gauben und ergeben zudem attraktive Dachterrassen, beispielsweise für den Mitarbeiter- und Sozialbereich oder die Hausmeisterwohnung.

Klinkenmauerwerk und freie Nachtlüftung
Die einheitliche Verwendung des Materials Klinker unterstützt die plastische Erscheinung des Baukörpers. So kann es auch im Sockelbereich sowie als Pflasterbelag auf dem Rathausplatz verwendet werden. Das Material hat eine wertige, der Bauaufgabe angemessene Erscheinung und ist zudem robust, dauerhaft und wartungsfrei. Die zurückhaltende Farbigkeit orientiert sich an den Gegebenheiten vor Ort wie den vorhandenen Granitbelägen. Im Hinblick auf die plastische Erscheinung des Gesamtbaukörpers wird auch für die Dacheindeckung ein Material gewählt, was keinen zu starken Kontrast zu den Fassaden erzeugt. Auch diese Metalleindeckung ist eine sehr hochwertige und dauerhafte Konstruktion.
Der Entwurf weist sämtliche Grundlagen für ein zeitgemässes Energiekonzept auf: kompakte Bauweise, sehr gute Wärmedämmung, wirksamer Sonnenschutz, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in Verbindung mit individueller Fensterlüftung (Hybridlüftung), Tageslicht in allen Bereichen, Nutzung regenerativer Energien (Geothermie), ausreichend Speichermasse durch massive Bauweise, Bauteilaktivierung etc. Im Sommer kann das Gebäude mittels freier Nachtlüftung über das Atrium abgekühlt werden.


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