Stadthalle Neunburg vorm Wald

Realisierungswettbewerb 1. Preis 06/2007
Auslober: Stadtwerke Neunburg vorm Wald Freizeit GmbH
BRI: 21.700 m3

Platz und Brunnen
Von Anbeginn an soll mit dem Neubau der Stadthalle in Neunburg vorm Wald eine hohe stadträumliche Qualität geschaffen werden. Es soll - bereits im ersten Bauabschnitt - ein urbaner Platz entstehen mit hoher Aufenthalts- und Freiraumqualität. Der Verbrauchermarkt wird in das Ensemble integriert und bildet nach der Stadthalle die zweite Platzwand. Seine Kundschaft belebt den Platz auch am Tage. Der Markt ist über den neuen Platz hinweg auch fußläufig gut von der Altstadt zu erreichen und kann so auch die Hauptstraße aktivieren. Die Parkierungsflächen liegen dem Platz abgewandt im Rücken des Markts. Die Gaststätte der Stadthalle hat den ganzen Tag geöffnet und orientiert sich sich vollständig zum neuen Platz hin.

Prägender Bestandteil der neuen Platzanlage ist ein Brunnen, dessen Stele als Blickfang in der Verlängerung der Hauptstraße steht, die städtebauliche Achse betont und auf den Eingang der Stadthalle verweist. Der bestehende Kreisverkehr wird trotz seiner nachteiligen Wirkung für die fußläufige Verbindung zur Altstadt respektiert. Die Stadthalle ist allerdings so positioniert, dass sie den neuen Platz zum Kreisel hin abschirmt. Trotzdem können die wichtigsten der erhaltenswerten Bäume an der Rötzer Straße erhalten werden. Auch der Hirschenwirtstadel wird selbstverständlicher Bestandteil der Platzanlage, kann aber bei Bedarf im zweiten Bauabschnitt durch einen Neubau von ähnlicher Kubatur ersetzt werden. Der Platz öffnet sich nach Norden hin und gibt den Blick frei über die Rötzer Straße hinweg auf das Kloster, welches so ebenfalls mit in das städtebauliche Ensemble einbezogen wird.

Der 2. Bauabschnitt sieht eine Bebauung an der Rötzer Straße vor. Um einen gemeinsamen Hof gruppieren sich ähnlich einem historischen Dreiseithof die Gebäude für nicht störendes Gewerbe (z.B. Gesundheitswesen) als Nutzungsergänzung zur Altstadt. Der Süd-Westen des Stadthallen-Areals soll entsprechend des Flächennutzungsplans als Park angelegt werden und bildet gemeinsam mit der Stadthalle die neue Eingangssituation der Altstadt. Eine Baumreihe entlang der Rötzer Straße wird wieder gepflanzt. Der Festsaal der Stadthalle öffnet sich vollständig zu dieser Parkanlage. Alle Stellplätze können oberirdisch auf dem Areal untergebracht werden und werden den entsprechenden Nutzungen zugewiesen: Stellplätze für Verbrauchermarkt und Altstadt, für Friedhofsbesucher und als große Reservefläche für Großveranstaltungen. Sämtliche Parkierungsflächen werden großzügig durchgrünt. Die bestehenden Fuß- und Radwegverbindungen werden gestärkt und führen alle zum Platz, der Bachlauf wird an keiner Stelle überbaut.

Geneigte Dächer
Um im Maßstab mit der umliegenden Bebauung zu vermitteln, soll die Baumasse von Stadthalle und Verbrauchermarkt gegliedert werden. Dabei wird auf regionale Typologien verwiesen. Wichtigstes Gestaltungsmerkmal ist das Satteldach. Durch den Aufsatz des Satteldachs wird die darunter liegende Nutzung überhöht und in ihrer Bedeutung von außen ablesbar. Im Inneren öffnet sich der Raum bis unter den First. Der Festsaal erscheint somit seiner Bedeutung als zentraler Versammlungsort angemessen, der Eingangsbereich des Verbrauchermarkts erhält den Charakter einer klassischen Markthalle und ist von der Qualität seiner Gestaltung weit entfernt von den sonst üblichen Funktionskisten.

Auch in ihrer Materialität erhalten die Häuser einen ländlichen Charakter. Ortstypische Konstruktionen werden zeitgemäß interpretiert. Das tragende Backsteinmauerwerk wird mit einem sehr dünnen Putzsystem (Kalkschlämme) überzogen, was die Struktur des Mauerwerks noch durchscheinen läßt. Die Dächer werden mit flach gebrannten Tonziegeln in kupferrot gedeckt. Das Tragwerk des Dachstuhls wird mit Stegträgern überdeckt, die durch Kippwechsel gesichert sind. Teile des Tragwerks können geschlossen werden, um Installationen wie Lüftung und Beleuchtung zu führen.

Gemeinsam mit Parkett und Wandvertäfelung bildet das Tragwerk einen Klangkörper aus Holz, der in das tragende Mauerwerk „eingestellt“ wird. Die Oberflächen werden - auch als UV-Schutz - milchig weiß lasiert. Der Saal erhält eine Empore, darunter kann er entsprechend der Auslobung in drei Saalteile aufgeteilt werden, die alle unabhängig voneinander erschlossen sind. Beheizt wird die Stadthalle durch ein Rapsöl-Blockheizkraftwerk, welches im Dachraum über dem Foyer Platz findet. Die Baustoffe sind ökologisch unbedenklich und stammen aus der Region. Durch die kostengünstige, ökologisch unbedenkliche Bauweise, kann der durch die Satteldächer leicht erhöhte Bruttorauminhalt problemlos akzeptiert werden.

Feierlichkeit
Durch die besonderen stadt- und innenräumlichen Qualitäten erhält die Bürgerschaft der Stadt Neunburg vorm Wald einen angemessenen zentralen Versammlungsort, der so nur in Neunburg denkbar ist. Das Ensemble wirkt identitätsstiftend und wird die weitere Entwicklung des Areals sowie der angrenzenden Altstadt positiv beeinflussen.


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