Hotel am Bruderhaus

Mehrfachbeauftragung 2011, 3. Preis
Auslober: Büro Wichmann, Stuttgart
NF: 5.300 qm

Bürgerpark
Die städtebauliche Vorgabe geht von einem gleichförmig angelegten Baumhain aus, in den windmühlenartig drei gerichtete Räume eingeschnitten sind - für die Stadthalle, den Kulturplatz sowie das Hotel. Der vorgeschlagene Neubau des Hotels soll als lang gestreckter Baukörper die städtebaulich vorgegeben Nord-Süd-Ausrichtung betonen und einen Hochpunkt zur Eberhardstrasse hin markieren.

Passage
Das Konzept des Baumhains zielt darauf ab Rückseiten zu vermeiden. Dennoch muss der Baukörper des Hotels auf verschiedene Anforderungen wie Erschliessung, Wegebeziehungen etc. reagieren. Insbesondere aber auch zur neuen Stadthalle hin werden zwangsläufig Bezüge aufgebaut. Die Gliederung des Baukörpers übernimmt Baufluchten und Höhenstaffelung der Stadthalle und formuliert nach Westen einen überdachten Freibereich als Kolonnade zur Stadthalle hin aus. Es entsteht ein Gegenüber und ein Freibereich innerhalb des Bürgerparks mit besonderer Aufenthaltsqualität. Darüber hinaus stellt dies eine wichtige Wegeverbindung dar. Zu dieser „Passage“ orientieren sich im Hotel der Konferenzbereich, die Bar sowie das Restaurant mit der Aussenbestuhlung. Die Andienung der Stadthalle wird als nicht störend empfunden, sondern bewusst in die Konzeption mit einbezogen. So entstehen spannungsreiche Wechselbeziehungen statt Rückseiten: vom Restaurant beobachtet man Auf- und Abbau und trifft die Künstler „backstage“.

Beletage
Der Haupteingang des Hotels hingegen wird für die Besucher der Stadt Reutlingen gut sichtbar zur Eberhardstrasse hin angeordnet. Herzstück im Inneren ist die mehrgeschossige Halle, welche den Baukörper in Ost-West-Richtung durchdringt und sich so zur Stadthalle hin öffnet. Der Halle zugeordnet sind sämtliche öffentlichen und halböffentlichen Bereiche wie Restaurant, Konferenz etc. Hier könnte sich auf der Galerie Konferenz auch der Steg befinden, welcher Hotel und Stadthalle verbindet. Der Steg würde in der Stadthalle im 1. Obergeschoss unmittelbar bei den Besprechungs- und Konferenzräumen enden. Mit überschaubarem baulichen Aufwand in der Stadthalle ist die Durchfahrtshöhe für Lieferverkehr und Feuerwehr gegeben. Auf diese Art und Weise entstünde ein attraktiver, gut nutzbarer Konferenzbereich über beide Gebäude hinweg. Der Konferenzsaal im Hotel ist mittels mobiler Trennwände vielfältig teilbar, Saal und Umgang bieten durch die Kolonnade hindurch reizvolle Blickbeziehungen zu Stadthalle und Kulturplatz. Unterhalb des Konferenzbereichs wird ein „Sockelgeschoss“ ausformuliert, hier befindet sich die Raumlufttechnik.

Wirtschaftlichkeit
Die Gebäudeform ermöglicht eine wirtschaftliche Grundrissstruktur und gute Gebäudekennwerte. Die (Service-)Bereiche sind funktional richtig zugeordnet, die zentrale Halle sowie die übersichtlichen Geschosse gewährleisten, dass sich die Hotelgäste gut zurechtfinden. Die Struktur des Gebäudes ist einfach und erlaubt eine wirtschaftliche Konstruktionsweise. Das Tragwerk des Saals kann die Lasten der darüber liegenden Geschosse problemlos aufnehmen.

Raster
Bürgerpark, Stadthalle und Hotel bilden eine gestalterische Einheit und werden so zu einem grossen Ganzen verbunden. Grundlage für Konstruktion und Gestaltung des Hotels ist demnach auch das strenge, vom Baumhain vorgegebene Raster. Dieses bildet sich im ganzen Gebäude ab - von den Zimmergrundrissen bis hin zu den Fassaden. Die Fassade besteht aus Fertigteilen aus Betonwerksteinen. Durch besondere Zuschläge und Oberflächenbehandlung wird das Material veredelt und erhält die Anmut eines wertvollen Natursteins - farblich passend zur wassergebundenen Wegedecke des Bürgerparks. Das Hotel nimmt sich so zurück, die Stadthalle mit ihrer bronzefarbenen Metallfassade bleibt das erste Haus am Platze.


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